Rettung aus Aufzügen

Rettung aus Aufzügen

Im Brandfall ist nicht auszuschließen, dass Personen in Aufzügen eingeschlossen sind. Dabei bedarf es aufgrund möglicher Rauchentwicklung oder Entstehung giftiger Gase einer sofortigen Rettung der eingeschlossenen Personen.
Dazu ist es für die Einsatzleiter und vor allem auch für die Angriffstrupps unter Atemschutz dringend notwendig, mit der Funktion und Notfallbedienung dieser Aufzüge vertraut zu sein.
Diese Ausbildung soll einen Überblick der verschiedenen Aufzugs-Typen geben und grundlegende, für den Feuerwehr-Einsatz notwendige, Grundlagen vermitteln. Es wäre wünschenswert, diese Ausbildung grundsätzlich mit der Ausbildung aller Atemschutz-Geräteträger zu kombinieren.

Aufbau eines Aufzugs

  • Aufbau eines AufzugsDie Schachtgrube ist der untere Bereich des Schachtes unterhalb der letzten Etage. Meist ist er mit Puffern versehen ist. Der verbleibende Raum dient dem unter dem Aufzug arbeitenden Wartungspersonal als Schutzraum.
  • Der Fahrschacht ist der Raum, in dem sich der Fahrkorb und, sofern vorhanden, das Gegengewicht bewegen.
  • Der Maschinenraum: Normalerweise sind Antriebe, Steuerungen, der Hauptschalter und Teile der Sicherheitseinrichtung im Maschinenraum untergebracht. Definitionsgemäß handelt es sich dabei um einen elektrischen Betriebsraum und darf somit nur einem eingeschränkten Personenkreis zugänglich sein. Installationen und Einrichtungen, welche nicht zum Aufzug gehören, dürfen sich nicht darin befinden.
  • Freier Zugang zum Maschinenraum muss zu jeder Zeit gewährleistet sein.
  • Bei Seilaufzügen befindet sich der Maschinenraum meist oberhalb des Schachtes. Beim Aufzug im Ärztehaus Eschlkam befindet sich der "Maschinenraum im Obergeschoss, links vom Schacht hinter einer absperrbaren Abdeckung.
  • Der Standort des Maschinenraums ist bei hydraulisch betriebenen Aufzügen nicht ortsgebunden und kann sich an sind verschiedenen Stellen befinden. Die Hydraulikleitung muss jedoch so verlegt sein, dass sie auf der ganzen Länge zu kontrollieren ist.

Wie wird ein Aufzug angetrieben?

Bei Seil-Aufzügen treibt ein Elektromotor ein Treibrad an, welches die Bewegung über Reibung auf das/die Seil(e) überträgt.
Zum Ausgleich der kompletten bewegten Masse des Aufzuges haben Seilzug-Aufzüge in der Regel ein Gegengewicht. Das Gegengewicht hat normalerweise eine Masse von der Hälfte der maximal zulässigen Nutzlast.
Für die Rettungskräfte bedeutet dies bei Seilaufzügen in der Regel folgendes:
- Weniger als 50% der Nutzlast: Der Aufzug ist leichter nach oben zu bewegen!
- Mehr als 50% der Nutzlast: Der Aufzug ist leichter nach unten zu bewegen!
Wenn sich unter den Fahrschacht betretbare Räume befinden, muss das Gegengewicht auch mit einer Fangvorrichtung ausgestattet sein.

Bei hydraulisch betrieben Aufzügen treibt ein Elektromotor eine Hydraulikpumpe an. Das Fluid wird dann über Steuerventile zum Hubkolben geführt und hebt den Aufzug nach oben. Das Absenken des Aufzugs geschieht durch das eigene Gewicht beim Ablassen des Druckes im Hydrauliksystem. Hydraulische Anlagen haben in der Regel kein Gegengewicht. Die Hydraulikpumpe muss das gesamte Gewicht nach oben drücken.

Sicherheitstechnik

Notruf: Alle Aufzüge müssen eine Notruf-Sprechanlage vorhalten. Diese muss mit einer ständig besetzten Notrufstelle verbunden sein. Diese Stelle leitet dann die Störungsbehebung bzw. Rettung ein.

Fangvorrichtung: für den Fall, dass die Trageseile reißen oder die Hydraulikleitungen platzen, besitzen Aufzüge eine Fangvorrichtung. In einem solchen Fall löst die Fangvorrichtung aus. Bei Seilaufzügen sind dies Keile oder Exzenter. Fällt der Aufzug in die Fangvorrichtung, kann er zunächst nur nach oben bewegt werden. Dabei löst sich diese wieder und der Aufzug kann danach auch wieder nach unten gefahren werden.

Bei hydraulischen Aufzügen verschließen sog. Schnellstop-Sicherungen (wie auch bei Spreizer und Rettungsschere) die Druckleitung und verhindern so ein schnelles Auslaufen des Hydraulik-Fluids und somit einen Absturz des Aufzugs.

Geschwindigkeitsbegrenzung: Wird die Geschwindigkeit des Aufzuges zu groß, schaltet der Geschwindigkeitsbegrenzer den Antrieb ab. Die Fangeinrichtung löst aus (z.B. bei Versagen der Bremse oder Bruch des Getriebes).

Bremslösehebel:
Beim Notbetrieb durch die Rettungskräfte muss die Bremse des Aufzugs gelöst werden. Dies geschieht mittels des Bremslösehebels. Mit ihm werden die Bremsbacken gespreizt, die durch Federdruck auf die Bremse wirken. Der Aufzug im Ärztehaus Eschlkam hat den Bremslösehebel an der Kurbel angebracht (sieht aus wie die Handbremse eines Fahrrades)

Notabsenkeinrichtung: Hydraulisch betriebene Aufzüge haben eine, durch ein Hinweisschild und besonderen Farbanstrich gekennzeichnete Notablassvorrichtung, die von Hand betätigt werden kann. Die Notablassvorrichtung ist ein Hahn, der bei Betätigung das unter Druck stehende Hydraulik-Fluid langsam abfließen lässt. Bei diesen Anlagen kann der Fahrkorb von Hand nur gesenkt werden!

Not-Entriegelung:
Die Aufzugstüren lassen sich alle von Hand entriegeln. Dafür sind besondere Dreikant-Schlüssel erforderlich.

Für den Aufzug im Ärztehaus befindet sich der Dreikant-Schlüssel im Steuerkasten (Maschinenraum) im Obergeschoss (bei den Arztpraxen) links von den Aufzugstüren.

ACHTUNG !!!
Nach dem manuellen Öffnen der Türen besteht höchste Absturzgefahr. Daher ist die Einsatzstelle besonders gut zu sichern und alle nicht bei der Rettung benötigten Personen vom Gefahrenbereich zu verweisen!!!

Wie kann ich Hilfe leisten?

Aufzug mit Hydraulikantrieb:
  • mit Personen im Aufzug Kontakt aufnehmen und beruhigen
  • Hauptschalter im Triebwerksraum / Schaltkasten ausschalten
  • Bei geöffneten Fahrstuhltüren die eingeschlossenen Personen auffordern die Türen zu schließen
  • Aufzug durch Betätigen des Notablassventils langsam abwärts bewegen
  • Bei Erreichen der nächsten Haltestelle (erkennbar an der Fahrkorbanzeige), Notablassventil loslassen
  • Aufzugstüren (ggf. mit Dreikant-Schlüssel) von außen öffnen.
Aufzug mit Seilantrieb:
  • mit Personen im Aufzug Kontakt aufnehmen und beruhigen
  • Hauptschalter im Triebwerksraum / Schaltkasten ausschalten
  • Bei geöffneten Fahrstuhltüren die eingeschlossenen Personen auffordern die Türen zu schließen
  • Bremslösehebel am Antrieb lösen und gleichzeitig !!!
  • Aufzug durch Betätigen der Kurbel bzw. Drehen des Handrades in erforderliche Richtung bewegen
  • Bei Erreichen der nächsten Haltestelle (erkennbar an der Seilmarkierung), Bremslösehebel loslassen
  • Aufzugstüren (ggf. mit Dreikant-Schlüssel) von außen öffnen.

Festgeklemmte Kabine befreien

Kann der Aufzug durch die Betätigung der Handbedienung nicht bewegt werden, muss wie folgt vorgegangen werden:

  • genauen Standort des Aufzugs feststellen
  • die nächste über der Aufzugskabine liegende Schachttür mit Dreikantschlüssel (bei Crashrettung wenn erforderlich auch gewaltsam) öffnen und
  • soweit möglich, Personen aus der Kabine aussteigen lassen


WENN NICHT MÖGLICH

  • soweit vorhanden, die Luke in der Kabinendecke öffnen und Personen (ggf. über eine Leiter) aussteigen lassen.
  • wenn der Abstand zwischen der Schwelle und der Kabinendecke zu gering ist, kann die Rettung auch durch Öffnen der nächst tiefer liegenden Aufzugstür versucht werden.


ACHTUNG:
Dabei kann sich zwischen dem Kabinenboden und der Türschwelle eine Öffnung ergeben, durch die eine sehr große Absturzgefahr in den Fahrschacht besteht!
Unbedingt Sicherungsmaßnahmen ergreifen und nicht an der Rettung beteiligte Personen vom Einsatzort verweisen.
 

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